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Nach welcher Art Drogendealer hört sich das wohl an?«
»Nach einer äußerst ungewöhnlichen«, gab Delko zu.
»Schauen Sie, ich versuche nur, mir ein Bild davon zu machen,
wer der Mann war. Bisher ist er für mich nur ein unbeschriebe-
nes Blatt.«
»Dann haben Sie ja einen ziemlich guten Eindruck von sei-
ner Persönlichkeit«, sagte die Managerin und schloss die Tür.
Der wirkliche Name des Models lautete Zenira Tariq. Horatio
trieb sie über ihre Modelagentur auf, die ihm verriet, dass sie
zu Fotoaufnahmen am Haulover Beach sei.
Haulover Beach und der Abschnitt, in dem Bekleidung eine
Frage der Persönlichkeit war, war ein beliebter Schwulentreff-
punkt. Horatio kam sich mehr als nur ein bisschen auffällig
vor, als er mit seinem Anzug und dem edlen Schuhwerk durch
den Sand stiefelte. Die Ironie, dass er in Verlegenheit geriet,
weil er die einzige bekleidete Person war, entlockte ihm ein
schiefes Grinsen.
Der Abschnitt des Strands, auf dem die Aufnahmen gemacht
wurden, war mit gelbem Band abgesperrt und wurde von einem
Mann mit einer unglaublich blonden Afrofrisur, einer Sonnen-
brille mit Goldgestell und einem Walkie-Talkie überwacht. Er
trug eine Baggyshorts, die bis zu den Knien reichte, Sandalen
und ein kurzärmeliges Hawaiihemd mit kobaltblauen Flamin-
gos. Gebieterisch reckte er die Hand hoch, als Horatio sich
näherte. Horatio rechnete beinahe damit, dass er sagen würde:
: Halt! Wer da?9 .
Was er tatsächlich sagte, war: »Hey. Tut mir leid, Mann.
Zur Privatnutzung gesperrt.«
»Nein, für mich nicht«, antwortete Horatio gelassen und
zeigte ihm unauffällig seine Marke. Der Mann zog die Brauen
hoch und winkte ihn durch.
Etwa dreißig Meter weiter posierte Zenira Tariq liegend auf
einem großen, leuchtend pinkfarbenen Badetuch. Die Farbe des
Handtuchs stand in starkem Kontrast zu ihrem dunklen Teint.
Sie trug nichts außer einer riesigen Sonnenbrille mit einem
weißen Kunststoffgestell, während sie auf den Fußsohlen einen
großen, pink-weiß-gestreiften Wasserball balancierte.
Die Erotik der Szene hielt sich in Grenzen, den gleich
daneben tummelten sich ein halbes Dutzend Männer und Frau-
en mit Kameras, Make-up-Koffern und allerlei weiteren Ausrü-
stungsgegenständen. Im Großen und Ganzen vermittelte das
alles den Eindruck, als würden sie lediglich Möbelstücke foto-
grafieren.
»Das ist gut. Lilly, sorg dafür, dass der Glanz auf der linken
Brust verschwindet. Das ist zu viel Öl.«
»Schieb ihre Beine auseinander. Nur ein bisschen.«
»Ich brauche einen anderen Filter, dieser ist zu blau.«
Horatio ging zu der Person, die die Fotos schoss, einem
Mann mit einem ungepflegten schwarzen Bart und gewaltigen
muskulösen Armen. Die Kamera sah in seinen riesigen Händen
wie ein Spielzeug aus.
»Entschuldigen Sie.« Horatio zeigte ihm seine Marke. »Lieu-
tenant Caine vom kriminaltechnischen Labor von Miami-Dade.
Ich muss für ein paar Augenblicke die Zeit ihres Models bean-
spruchen.«
Der Fotograf schaute ihn unter seinen buschigen Brauen fin-
ster an. »Kann das nicht warten? Es ziehen Wolken auf, und
ich muss all diese Parasiten pro Sekunde bezahlen.«
Horatio nahm die Sonnenbrille ab.
»Dann werde ich dafür sorgen, dass es nicht lange dauert«,
sagte er gelassen.
Der bärtige Mann riss die Hände in die Luft und rief: »Gott
verdammt! Okay, fünf Minuten Pause und nicht einen ver-
dammten Wimpernschlag länger.« Er bedachte Horatio noch
mit einem bösen Blick, wandte sich dann brüsk ab und hantier-
te vor sich hin schimpfend an seiner Kamera herum.
Horatio ging auf das Model zu. Sie musterte ihn neugierig
und stützte sich rücklings mit den Händen auf, die Beine lang
vor sich ausgestreckt.
»Zenira Tariq? Ich bin Horatio Caine, Miami-Dade Police.
Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
»Worüber?« Sie hatte nicht die Spur eines Akzents, höch-
stens einen vagen südkalifornischen Einschlag.
»Haben Sie irgendwelche unerfreulichen Mails oder Anrufe
erhalten, die im Zusammenhang mit den Bildern standen, die
kürzlich von Ihnen in der Zeitschrift Exotic Skin erschienen
sind?«
Sie hatte lange, dunkle Brauen, zart gezupft in Form eines
umgedrehten : V9 . »Die Redaktion vielleicht, aber ich nicht. Ich
überlege mir gut, wem ich meine Nummer gebe, wissen Sie?«
»Was ist mit Ihrem persönlichen Kreis? Gibt es da irgend-
jemanden, der Anstoß daran genommen hat? Vielleicht ein
Freund oder ein Verwandter?«
»Ich habe keinen Freund, ich habe eine Freundin, und die
hat kein Problem mit dem, was ich tue. Meine Mom ist nicht
gerade glücklich darüber, aber ich verstehe mich sowieso nicht
besonders gut mit ihr. Mein Dad ist gestorben, als ich noch ein
kleines Kind war. Warum?«
Horatio zögerte. Er wollte sie nicht grundlos ängstigen, aber
sie hatte es verdient, gewarnt zu werden. »Ein Verkäufer wurde
in einem Geschäft angegriffen, in dem diese Ausgabe verkauft
wurde. Tatsächlich scheint es so, als hätte ihr Bild den Angriff
ausgelöst.«
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