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ist berall, es ist das Mark des Holunders, die Frische der Quelle,
die Krnung des Feuersteins, das Gewicht des Felsblocks; du wirst
es berall finden, auch in der Natur des Feuers und des Lichts,
selbst dein Krper verrt dich, denn er fgt sich meinen
Vorschriften. Das Gute ist in dir, um dich herum: Es dringt in dich
ein wie eine Sense, es erdrckt dich wie ein Berg, es trgt und
treibt dich wie ein Meer; es selbst verlieh deinem bsen Vorhaben
Erfolg, denn es war die Helligkeit der Kerzen, die Hrte deines
Schwerts, die Kraft deines Arms. Und dieses Bse, auf das du so
stolz bist, dessen Urheber du dich nennst, was ist es anderes als
eine Spiegelung des Seins, eine Ausflucht, ein Trugbild, dessen
Existenz selbst auch wieder vom Guten getragen wird? Geh in
dich, Orest: Das Universum gibt dir unrecht, und du bist eine
Made im Universum. Kehr in die Natur zurck, widernatrlicher
Sohn: Erkenne dein Vergehen, verabscheue es, rei es heraus wie
einen stinkenden, hohlen Zahn. Oder frchte, da das Meer vor dir
zurckweicht, da die Quellen auf deinem Weg versie-
gen, da Steine und Felsen von deinem Weg rollen und da die
Erde unter deinen Schritten zerbrckelt.
OREST : Soll sie doch zerbrckeln! Sollen die Felsen mich
verurteilen und die Pflanzen in meiner Gegenwart verwelken :
Dein ganzes Universum reicht nicht aus, mir unrecht zu geben.
Du bist der Knig der Gtter, Jupiter, der Knig der Steine und
der Sterne, der Knig der Wellen des Meeres. Aber du bist nicht
der Knig der Menschen. Die Wnde rcken wieder zusammen,
Jupiter taucht wieder auf, mde und gebeugt; er hat wieder
seine natrliche Stimme.
JUPITER : Ich bin nicht dein Knig, unverschmter Wurm. Wer hat
dich denn geschaffen ?
OREST : Du. Aber man durfte nicht den Fehler machen, mich frei
zu schaffen.
JUPITER : Ich habe dir deine Freiheit gegeben, damit du mir dienst.
OREST : Das ist mglich, aber sie hat sich gegen dich gekehrt, und
wir knnen nichts dafr, weder der eine noch der andere.
JUPITER : Allerdings! Das ist die Entschuldigung.
OREST : Ich entschuldige mich nicht.
JUPITER : Wirklich ? Weit du, da sie sehr nach einer Ent-
schuldigung aussieht, diese Freiheit, deren Sklave zu sein du
behauptest ?
OREST : Ich bin weder Herr noch Sklave, Jupiter. Ich bin meine
Freiheit! Kaum da du mich geschaffen hast, habe ich dir schon
nicht mehr gehrt.
ELEKTRA : Bei unserem Vater, Orest, ich beschwre dich, fg dem
Verbrechen nicht noch die Lsterung hinzu.
JUPITER : Hr auf sie. Und mach dir keine Hoffnung, sie zu
berzeugen: Diese Sprache ist ziemlich neu fr ihre Ohren -
und ziemlich schockierend.
OREST : Auch fr meine, Jupiter. Und fr meine Kehle, die die
Wrter herausstt, und fr meine Zunge, die sie artikuliert: Es
fllt mir schwer, mich zu begreifen. Gestern
noch warst du ein Schleier vor meinen Augen, ein
Wachspfropfen in meinen Ohren; gestern noch hatte ich eine
Entschuldigung: Du warst meine Entschuldigung, da ich
existiere, denn du hattest mich in die Welt gesetzt, damit ich
deinen Zwecken diene, und die Welt war eine alte Zuhlterin,
die mir stndig von dir sprach. Und dann hast du mich
verlassen.
JUPITER : Dich verlassen, ich ?
OREST : Gestern war ich bei Elektra; die ganze Natur drngte sich
an mich heran; sie pries deine Gte, die Sirene, und
berschttete mich mit Ratschlgen. Um mich milde zu
stimmen, wurde der sengende Tag milde wie ein Blick, der sich
verschleiert; um mir das Vergessen der Krnkungen zu
predigen, wurde der Himmel sanft wie ein Verzeihen. Meine
Jugend, die deinen Befehlen gehorchte, hatte sich erhoben, sie
stand vor meinem Blick, flehend wie eine Braut, die man
verlassen will: Ich sah meine Jugend zum letztenmal. Aber
pltzlich ist die Freiheit ber mich gekommen und hat mich
durchdrungen, die Natur hat von mir abgelassen, und ich hatte
kein bestimmtes Alter mehr, und ich habe mich ganz allein ge-
fhlt mitten in deiner kleinen glckseligen Welt wie einer, der
seinen Schatten verloren hat; und nichts mehr war im Himmel,
weder Gutes noch Bses, noch jemand, der mir Befehle geben
konnte.
JUPITER: Und jetzt? Soll ich das rudige Schaf bewundern, das von
der Herde abgesondert wird, oder den Ausstzigen in seinem
Spital ? Denk daran, Orest: Du bist ein Teil meiner Herde
gewesen, mitten unter meinen Schafen hast du das Gras meiner
Felder abgeweidet. Deine Freiheit ist nur eine Krtze, die dich
juckt, sie ist nur eine Verbannung.
OREST : Du sagst es: eine Verbannung.
JUPITER: Das bel sitzt nicht so tief, es stammt erst von gestern.
Komm wieder zu uns. Komm zurck: Sieh, wie einsam du bis t,
selbst deine Schwester verlt dich. Du
bist bleich, und die Angst weitet deine Augen. Hoffst du zu
leben? Da wirst du nun von einem unmenschlichen Leiden
geplagt, das meiner Natur fremd, dir selbst fremd ist. Komm
zurck: Ich bin das Vergessen, ich bin die Ruhe.
OREST : Mir selbst fremd, ich wei es. Auernatrlich, wi-
dernatrlich, ohne Entschuldigung, ohne anderen Rckhalt als
mich selbst. Aber ich werde nicht unter dein Ge setz
zurckkehren: Ich bin dazu verurteilt, kein anderes Gesetz als
mein eigenes zu haben. Ich werde nicht zu deiner Natur
zurckkehren: Tausend vorgezeichnete Wege fhren hier zu dir,
aber ich kann nur meinem eigenen Weg folgen. Denn ich bin
ein Mensch, Jupiter, und jeder Mensch mu seinen Weg
erfinden. Der Natur graust vor dem Menschen, und du, du,
Souvern der Gtter, auch dir graust vor den Menschen.
JUPITER : Du lgst nicht: Wenn sie so sind wie du, hasse ich sie.
OREST : Hte dich, du hast gerade deine Schwche bekannt. Ich
hasse dich nicht. Was haben wir miteinander gemein ? Wir
knnen wie zwei Schiffe aneinander vorbergleiten, ohne uns
zu berhren. Du bist ein Gott, und ich bin frei: Wir sind
gleichermaen allein und haben gleichermaen Angst. Wer sagt
dir, da ich nicht nach Reue gesucht habe in dieser langen
Nacht? Reue. Schlaf. Aber ich kann keine Reue mehr
empfinden. Nicht mehr schlafen. Pause.
JUPITER : Was willst du jetzt tun ?
OREST : Die Menschen von Argos sind mein Volk. Ich mu ihnen
die Augen ffnen.
JUPITER: Die armen Leute! Du wirst ihnen Einsamkeit und
Schande schenken, du wirst die Stoffe herunterreien, mit
denen ich sie bedeckt hatte, und du wirst ihnen pltzlich ihre
Existenz zeigen, ihre obszne, fade Existenz, die ihnen fr
nichts gegeben ist.
OREST : Warum sollte ich ihnen die Verzweiflung versagen, die in
mir ist, wo sie doch ihr Los ist ?
JUPITER : Was sollen sie denn damit anfangen ?
OREST : Was sie wollen, sie sind frei, und menschliches Leben
beginnt jenseits der Verzweiflung. Pause.
JUPITER: Nun, Orest, all das war vorhergesehen. Ein Mensch
mute meine Gtterdmmerung ankndigen. Du bist es also ?
Wer htte das noch gestern gedacht, als er dein Mdchengesicht
sah ?
OREST : Htte ich es selbst gedacht? Die Wrter, die ich sage, sind
zu gro fr meinen Mund, sie sprengen mich; das Schicksal, das
ich trage, ist zu schwer fr meine Jugend, sie ist unter ihm
zerbrochen.
JUPITER : Ich mag dich nicht besonders, und doch tust du mir leid.
OREST : Du tust mir auch leid.
JUPITER : Lebwohl, Orest. Er macht einige Schritte. Und du,
Elektra, denk an folgendes: Meine Herrschaft ist noch lange
nicht zu Ende - und ich will den Kampf nicht aufgeben. Sieh zu,
ob du fr oder gegen mich bist. Lebwohl.
OREST : Lebwohl. Jupiter ab.
DRITTE SZENE
Dieselben ohne Jupiter. Elektra steht langsam auf.
OREST : Wo gehst du hin ?
ELEKTRA : La mich. Ich habe dir nichts zu sagen.
OREST : Mu ich dich, nachdem ich dich erst gestern ken-
nengelernt habe, fr immer verlieren ? [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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