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meinem Garten sind Rosen und Jelängerjelieber zweierlei Sorten, eine hat mir mein Vater gegeben,
sie wachsen wie Unkraut; ich suche schon zwei Tage darnach und kann sie nicht finden. Da
haußen sind auch immer Blumen, gelbe und blaue und rote, und das Tausendgüldenkraut hat ein
schönes Blümchen. Keines kann ich finden." --Ich merkte was Unheimliches, und drum fragte ich
durch einen Umweg: "Was will er denn mit den Blumen?"--Ein wunderbares, zuckendes Lächeln
verzog sein Gesichte. "Wenn er mich nicht verraten will," sagte er, indem er den Finger auf den
Mund drückte, "ich habe meinem Schatz einen Strauß versprochen."--"Das ist brav," sagte ich.--"O! "
sagte er, "sie hat viel andere Sachen, sie ist reich."--"Und doch hat sie seinen Strauß lieb,"
versetzte ich.--"O!" fuhr er fort, "sie hat Juwelen und eine Krone."--"Wie heißt sie denn?"--"Wenn
mich die Generalstaaten bezahlen wollten," versetzte er, "ich wär' ein anderer Mensch! Ja, es war
einmal eine Zeit, da mir es so wohl war! Jetzt ist es aus mit mir. Ich bin nun." Ein nasser Blick
zum Himmel drückte alles aus.--"Er war also glücklich?"fragte ich.--"Ach ich wollte, ich wäre wieder
so!" sagte er "Da war mir es so wohl, so lustig, so leicht wie einem Fisch im Wasser!"--"Heinrich!"
rief eine alte Frau, die den Weg herkam, "Heinrich, wo steckst du? Wir haben dich überall gesucht,
komm zum Essen."--"Ist das euer Sohn?" fragt' ich, zu ihr tretend.--"Wohl, mein armer Sohn!"
versetzte sie. "Gott hat mir ein schweres Kreuz aufgelegt."--"Wie lange ist er so?" fragte ich.--"So
stille," sagte sie, "ist er nun ein halbes Jahr. Gott sei Dank, daß er nur so weit ist, vorher war er ein
ganzes Jahr rasend, da hat er an Ketten im Tollhause gelegen. Jetzt tut er niemand nichts, nur
hat er immer mit Königen und Kaisern zu schaffen. Er war ein so guter, stiller Mensch, der mich
ernähren half, seine schöne Hand schrieb, und auf einmal wird er tiefsinnig, fällt in ein hinziges Fieber,
daraus in Raserei, und nun ist er, wie Sie ihn sehen. Wenn ich Ihnen erzählen sollte, Herr."--Ich
unterbrach den Strom ihrer Worte mit der Frage: "was war denn das für eine Zeit, von der er rühmt,
daß er so glücklich, so wohl darin gewesen sei?"--"Der törichte Mensch!" rief sie mit mitleidigem
Lächeln, "da meint er die Zeit, da er von sich war, das rühmt er immer; das ist die Zeit, da er im
Tollhause war, wo er nichts von sich wußte."--Das fiel mir auf wie ein Donnerschlag, ich drückte ihr
ein Stück Geld in die Hand und verließ sie eilend. Da du glücklich warst! Rief ich aus, schnell vor
mich hin nach der Stadt zu gehend, da dir es wohl war wie einem Fisch im Wasser!--Gott im
Himmel! Hast du das zum Schicksale der Menschen gemacht, daß sie nicht glücklich sind, als ehe
sie zu ihrem Verstande kommen und wenn sie ihn wieder verlieren!--Elender! Und auch wie
beneide ich deinen Trübsinn, die Verwirrung deiner Sinne, in der du verschmachtest! Du gehst
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hoffnungsvoll aus, deiner Königin Blumen zu pflücken--im Winter--und trauerst, da du keine findest,
und begreifst nicht, warum du keine finden kannst. Und ich--und ich gehe ohne Hoffnung, ohne
Zweck heraus und kehre wieder heim, wie ich gekommen bin.--Du wähnst, welcher Mensch du sein
würdest, wenn die Generalstaaten dich bezahlten. Seliges Geschöpf, das den Mangel seiner
Glückseligkeit einer irdischen Hindernis zuschreiben kann! Du fühlst nicht, du fühlst nicht, daß in
deinem zerstörten Herzen, in deinem zerrütteten Gehirne dein Elend liegt, wovon alle Könige der Erde
dir nicht helfen können. Müsse der trostlos umkommen, der eines Kranken spottet, der nach der
entferntesten Quelle reist, die seine Krankheit vermehren, sein Ausleben schmerzhafter machen
wird! Der sich über das bedrängte Herz erhebt, das, um seine Gewissensbisse loszuwerden und die
Leiden seiner Seele abzutun, eine Pilgrimschaft nach dem heiligen Grabe tut. Jeder Fußtritt, der
seine Sohlen auf ungebahntem Wege durchschneidet, ist ein Linderungstropfen der geängsteten
Seele, und mit jeder ausgedauerten Tagereise legt sich das Herz um viele Bedrängnisse leichter
nieder.--Und dürft ihr das Wahn nennen, ihr Wortkrämer auf euren Polstern?--Wahn!--o Gott! Du
siehst meine Tränen! Mußtest du, der du den Menschen arm genug erschufst, ihm auch Brüder
zugeben, die ihm das bißchen Armut, das bißchen Vertrauen noch raubten, das er auf dich hat, auf
dich, du Allliebender! Denn das Vertrauen zu einer heilenden Wurzel, zu den Tränen des
Weinstockes, was ist es als Vertrauen zu dir, daß du in alles, was uns umgibt, Heil--und
Linderungskraft gelegt hast, der wir so stündlich bedürfen? Vater, den ich nicht kenne! Vater, der
sonst meine ganze Seele füllte und nun sein Angesicht von mir gewendet hat, rufe mich zu dir!
Schweige nicht länger! Dein Schweigen wird diese dürstende Seele nicht aufhalten--und würde ein
Mensch, ein Vater, zürnen können, dem sein unvermutet rückkehrender Sohn um den Hals fiele und
riefe: "ich bin wieder da, mein Vater! Zürne nicht, daß ich die Wanderschaft abbreche, die ich nach
deinem Willen länger aushalten sollte. Die Welt ist überall einerlei, auf Mühe und Arbeit Lohn und
Freude; aber was soll mir das? Mir ist nur wohl, wo du bist, und vor deinem Angesichte will ich
leiden und genießen."--Und du, lieber himmlischer Vater, solltest ihn von dir weisen?
Am 1. Dezember
Wilhelm! Der Mensch, von dem ich dir schrieb, der glückliche Unglückliche, war Schreiber bei
Lottens Vater, und eine Leidenschaft zu ihr, die er nährte, verbarg, entdeckte und worüber er aus
dem Dienst geschickt wurde, hat ihn rasend gemacht. Fühle bei diesen trocknen Worten, mit
welchem Unsinn mich die Geschichte ergriffen hat, da mir sie Albert ebenso gelassen erzählte, als
du sie vielleicht liesest.
Am 4. Dezember
Ich bitte dich--siehst du, mit mir ist's aus, ich trag' es nicht länger! Heute saß ich bei ihr--saß, sie
spielte auf ihrem Klavier, mannigfaltige Melodien, und all den Ausdruck! All!--All!--Was willst du?--
Ihr Schwesterchen putzte ihre Puppe auf meinem Knie. Mir kamen die Tränen in die Augen. Ich
neigte mich, und ihr Trauring fiel mir ins Gesicht--meine Tränen flossen--und auf einmal fiel sie in
die alte, himmelsüße Melodie ein, so auf einmal, und mir durch die Seele gehn ein Trostgefühl und
eine Erinnerung des Vergangenen, der Zeiten, da ich das Lied gehört, der düstern Zwischenräume
des Verdrusses, der fehlgeschlagenen Hoffnungen, und dann--ich ging in der Stube auf und
nieder, mein Herz erstickte unter dem Zudringen. --"Um Gottes willen," sagte ich, mit einem
heftigen Ausbruch hin gegen sie fahrend, "um Gottes willen, hören Sie auf!"--Sie hielt und sah mich [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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